Liebe Leserinnen und Leser,
als Kind dachte ich: Wer besonders selbstbewusst auftritt, findet sich selbst auch super.
Heute weiß ich: (Zur Schau gestelltes) Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl sind zwei völlig verschiedene Dinge – und gerade als Führungskraft ist es wichtig, zwischen beiden unterscheiden zu können.
Was also ist der Unterschied?
Selbstbewusstsein ist immer an bestimmte Situationen geknüpft. Eine Person ist nie per se selbstbewusst. Ich nehme mich mal selbst als Beispiel: Ich bin selbstbewusst, wenn ich vor vielen Menschen sprechen soll. Das habe ich schon oft gemacht, ich weiß, dass ich es kann. Würde man mich aber fragen, vor Publikum eine Runde Wasserski zu fahren, würde mir jedes Selbstbewusstsein fehlen.
Selbstwertgefühl hingegen ist nicht an eine Situation gebunden, sondern an eine Person. Halte ich mich selbst für wertvoll und liebenswert, tue ich das immer – egal ob ich einen Vortrag halte oder Wasserski fahre. Allerdings wird mir mein Selbstwertgefühl helfen, Wasserski zu fahren. Klingt verrückt, ist aber so: Denn wenn ich glaube, dass ich liebenswert und als Person wertvoll bin, dann weiß ich auch, dass ein Bauchplatscher vor Publikum daran nichts ändern wird. Ein hohes Selbstwertgefühl ist daher zentral, um neue Situationen mutiger auszuprobieren und souveräner meistern zu können.
Es ist folglich viel, viel wertvoller an seinem Selbstwertgefühl zu arbeiten, als zu versuchen, permanent selbstbewusst zu erscheinen. Und es ist wichtig, sich das immer wieder bewusst zu machen.
Denn wir leben in einer Gesellschaft, in der selbstbewusstes Auftreten enorm positiv bewertet wird. Wer seinen Punkt mit genug Selbstbewusstsein vorträgt, dem wird geglaubt. Es wird sogar empfohlen Selbstbewusstsein vorzutäuschen („Fake it till you make it“).
Doch der Kern des Erfolgs im Leben (und das meine ich im weitesten Sinne) liegt nicht darin, in jeder Situation Selbstbewusstsein zu zeigen.
Der Kern des Erfolgs im Leben liegt im Glauben, schwierige Situationen meistern zu können, in denen man sich nicht selbstbewusst fühlt.
Herzlich
Nicole Basel